Im Oktober 2008 ist, was SPIEGEL Online heute aufgefallen ist, im East Press-Verlag in Tokyo eine Manga-Version von Hitlers „Mein Kampf“ erschienen. Waga Tōsō (Manga de dokuha) わが闘争 (まんがで読破) gehört zu einer Serie von „Klassiker“-Mangaisierungen und nimmt bei Amazon.co.jp zur Zeit Rang 987 der Beststeller ein — es verkauft sich also gar nicht so schlecht.
Nun waren Japanischsprecher gegenüber „normalen“ Deutschen schon immer im Vorteil, wenn es um Hitler im Original ging: Die japanischen Buchhandlungen in der Düsseldorfer Immermannstraße führten die japanische Übersetzung von „Mein Kampf“ schon seit jeher und völlig unbefangen (und ohne Rücksicht auf das in Deutschland geltende Verbot). Das Manga wird den Zugang zur wirren Geisteswelt des deutschen Diktators sicher nochmals erleichtern.
Freilich — und das hat der SPIEGEL übersehen — ist die zeichnerische Umsetzung keinesfalls unkritisch gegenüber Hitlers Werk. Das Titelbild zeigt den Autor im Profil, daneben salutierende Soldaten — und darunter das Einfahrtstor des Vernichtungslagers Auschwitz. In „Mein Kampf“ steht nichts von Auschwitz, aber es ist natürlich die logische Endstation dieses Textes, und die Zeichner haben dies nicht vergessen.

(Quelle: Bundesarchiv, Bild 175-04413)