Die Einteilung von wissenschaftlicher „Literatur“ (im weitesten Sinne; also alles Materielle und Immaterielle, was benutzt wird, um das angemessene Verständnis eines wissenschaftlichen Problems zu erarbeiten, zu überprüfen und zu stützen oder konkreter im historischen Kontext: um Kenntnis der Vergangenheit zu erhalten und zu beweisen) in verschiedene „Arten“ hat methodische Gründe: Je nach Art der „Literatur“ gibt es einen fachwissenschaftlichen Konsens über anerkannten und legitimen Umgang mit ihr, so daß nachvollziehbar wird, ob eine Arbeit auf dem „Stand der Kunst“ ist. Zweitens gilt das Axiom, daß Aussagen umso „wertvoller“, d.h., näher an einer angemessenen Auffassung der Vergangenheit sind, je „unmittelbarer“ (zeitlich und nach dem Maßstab der Subjektivität) die ihnen zugrunde liegenden Materialien dem vergangenen Geschehen sind. Insofern reflektiert die nachfolgende Tabelle auch den von Johann Gustav Droysen konstatierten „Wertunterschied“: Je weiter oben in der Tabelle eine Art steht, für desto unmittelbarer und damit wertvoller wird sie gehalten. Dies hat Konsequenzen für die Beurteilung der Validität einer Arbeit und ist daher ein (!) beliebtes und gültiges Kriterium für die Bewertung von Studienleistungen. — Natürlich gilt dies alles nur im Prinzip; im konkreten Einzelfall zeigen sich viele Ausnahmen und Sonderfälle.
Jedenfalls ist es von Vorteil, das eigene Literaturverzeichnis nach folgendem Modell zu gestalten:
1. Quellen | materielle und immaterielle Spuren der Vergangenheit | ||
1. Unwillkürliche Überlieferung (Überreste) | |||
1. Sachüberreste | Lebensspuren, „Werke menschlicher Formgebung“ (Johann Gustav Droysen) ... | ||
2. Sachverhalte | Zustände, Institutionen, Ideen, Gebräuche ... | ||
3. Schriftsachen | nicht zum Zweck der historischen Kenntnis geschaffenes Schriftgut | ||
2. Willkürliche Überlieferung (Tradition) | „Mündliche oder schriftliche Überlieferung zum Zweck, historische Kenntnis zu schaffen“ (Droysen) | ||
2. Darstellungen | „Literatur, die auf der Grundlage von Quellen ... geschichtliche Vorgänge oder Zustände beschreibt“ (Ahasver von Brandt) |