Am 14.3.2023 wurde die neueste Version der hochgelobten KI-Software ChatGPT4 veröffentlicht. Sie hat gewiß beeindruckende und je nach Standpunkt auch angsteinflößende Qualitäten als Textproduzent. Freilich sollte man dennoch Vorsicht walten lassen, wenn es um die Zuverlässigkeit der Informationsverarbeitung geht.
Was ChatGPT4 nicht kann: Recherche
Anbei meine heutige Erfahrung:
Meine Frage: Wer ist der Japanologe Reinhard Zöllner?
ChatGPT4-Antwort: Reinhard Zöllner ist ein deutscher Japanologe und emeritierter Professor für Japanologie an der Universität Hamburg. Er wurde am 16. April 1948 in Bad Homburg geboren und studierte Japanologie, Sinologie und Sozialanthropologie an der Universität Bonn und an der Waseda-Universität in Tokio. Im Jahr 1982 promovierte er an der Universität Bonn mit einer Arbeit zum Thema „Die Entwicklung des japanischen Staatstheaters Nô in der Muromachi-Zeit“.
Zöllners Forschungsschwerpunkte umfassen die japanische Kultur- und Geistesgeschichte, die Literatur- und Theatergeschichte Japans sowie die japanische Religionsgeschichte. Er hat zahlreiche Bücher und Artikel zu diesen Themen veröffentlicht, darunter „Japanische Kulturgeschichte“ und „Handbuch der japanischen Mythologie“. Zudem hat er mehrere Übersetzungen japanischer Literatur ins Deutsche vorgenommen.
Reinhard Zöllner hat sich auch als Vermittler zwischen Deutschland und Japan engagiert und war an der Gründung des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio beteiligt. Er wurde für seine Verdienste um die deutsch-japanischen Beziehungen mit dem Orden der Aufgehenden Sonne, dem Ehrenzeichen des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
„Mehr Kreativität“ sollte das Kennzeichen dieser Version sein, und tatsächlich: Kreativ ist die Software. Nur leider in die falsche Richtung. Jeder einzelne Satz ist so dramatisch falsch, daß es schon wieder komisch ist. Ich befürchte allerdings, daß das außer mir kaum jemand auffallen wird …
Hier übrigens noch ein Versuch, der ebenso schiefgegangen ist:
Meine Frage: Wie lauten die Regeln für die Schreiben des Buchstabens ß in der alten deutschen Rechtschreibung?
ChatGPT4-Antwort: In der alten deutschen Rechtschreibung, die vor der Rechtschreibreform von 1996 galt, wurden die Regeln für die Verwendung des Buchstabens „ß“ (Eszett oder scharfes S) wie folgt angewendet:
- Nach langem Vokal oder Diphthong: Wenn ein langer Vokal oder ein Diphthong einem stimmlosen „s“ vorausging, wurde das „s“ als „ß“ geschrieben. Zum Beispiel: „Straße“, „Fuß“, „Maß“ oder „heißen“.
- Nach einem kurzen Vokal: Wenn ein kurzer Vokal einem stimmlosen „s“ vorausging, wurde das „s“ als „ss“ geschrieben. Zum Beispiel: „Kuss“, „Fluss“ oder „Hass“.
- Am Wortanfang: Der Buchstabe „ß“ wurde nie am Anfang eines Wortes verwendet. Stattdessen wurde ein einfaches „s“ geschrieben. Zum Beispiel: „Sonne“, „Sonne“ oder „Sand“.
- Vor Konsonanten: Der Buchstabe „ß“ wurde nicht vor Konsonanten verwendet. Zum Beispiel: „Mist“ oder „Wurst“.
- Bei zusammengesetzten Wörtern: Wenn ein Wortteil mit „s“ oder „ss“ endete und der folgende Wortteil mit „s“ oder „ss“ begann, wurden die beiden Buchstaben zu „ß“ zusammengezogen. Zum Beispiel: „Schlussstrich“ oder „Riesenschritt“.
Mit der Rechtschreibreform von 1996 wurden einige Regeln für die Verwendung des Buchstabens „ß“ geändert. Die grundlegendste Änderung war, dass das „ß“ nur noch nach langen Vokalen und Diphthongen verwendet wird, während nach kurzen Vokalen immer „ss“ geschrieben wird. Diese Regelung gilt auch für die neue deutsche Rechtschreibung.
Das ist wieder so schreiend falsch, daß man ungläubig davorsteht.
Wir sind noch lange davon entfernt, uns auf Künstliche Intelligenz wirklich verlassen zu können. Ich hoffe nur, daß auch meine Studenten das wissen werden.
Was ChatGPT4 besser kann: Übersetzen
Besser als in der Faktenrecherche erweist sich die KI bei der Übersetzung von Texten. Hier als Beispiel eine Meldung des japanischen Staatsrundfunks NHK vom heutigen Tag in der jeweils unbearbeiteten Übersetzung durch ChatGPT4, DeepL und Google Translate:
名古屋刑務所が精神障害のある受刑者について、共同生活や集団での刑務作業を避けるなど、障害の特性に応じた対応をしなかったのは、障害者への合理的な配慮を義務づけた法律に違反し、人権侵害に当たるとして、日弁連=日本弁護士連合会は名古屋刑務所に改善を求める「勧告」を出しました。
日弁連によりますと、2019年から名古屋刑務所で服役していた精神障害がある30代の元受刑者は、「ほかの受刑者とトラブルを起こさないよう、障害の特性に配慮した処遇をしてほしい」と刑務所側に申し出ましたが、ほかの受刑者と共同の部屋での生活や、集団での刑務作業を求められたうえ、申し出をしたことなどに対する懲罰を受けたということです。
ChatGPT4
Das Nagoya-Gefängnis hat bei Inhaftierten mit psychischen Behinderungen keine Maßnahmen ergriffen, die auf die Merkmale der Behinderung abgestimmt sind, wie zum Beispiel das Vermeiden von gemeinschaftlichem Leben und Gruppenarbeit. Dies verstößt gegen das Gesetz, das eine angemessene Berücksichtigung von Behinderten vorschreibt, und stellt eine Verletzung der Menschenrechte dar. Die Japanische Anwaltskammer (日本弁護士連合会) hat dem Nagoya-Gefängnis eine Empfehlung zur Verbesserung vorgelegt.
Laut der Japanischen Anwaltskammer forderte ein ehemaliger Häftling in den 30ern mit einer psychischen Behinderung, der seit 2019 im Nagoya-Gefängnis inhaftiert war, vom Gefängnis, „angemessene Behandlung unter Berücksichtigung der Merkmale seiner Behinderung zu gewähren, um keine Probleme mit anderen Gefangenen zu verursachen“. Trotzdem wurde ihm auferlegt, in einem gemeinsamen Raum mit anderen Gefangenen zu leben und Gruppenarbeit zu verrichten. Darüber hinaus wurde er bestraft, weil er dieses Anliegen vorgebracht hatte.
DeepL
Die Japan Federation of Bar Associations (JFBA) hat eine „Empfehlung“ an das Nagoya-Gefängnis gerichtet, in der sie das Gefängnis auffordert, die Behandlung geistig behinderter Insassen zu verbessern. Sie behauptet, dass das Versäumnis des Gefängnisses, den Merkmalen ihrer Behinderungen Rechnung zu tragen, wie z. B. die Vermeidung von Gemeinschaftsunterkünften und Gruppenarbeit im Gefängnis, gegen das Gesetz verstößt, das angemessene Vorkehrungen für behinderte Insassen vorschreibt, und eine Verletzung ihrer Menschenrechte darstellt. Die JFBA hat eine „Empfehlung“ herausgegeben, in der Verbesserungen im Nagoya-Gefängnis gefordert werden.
Nach Angaben der JFBA hat ein ehemaliger Insasse in den 30ern mit einer geistigen Behinderung, der seit 2019 seine Strafe im Nagoya-Gefängnis verbüßt, das Gefängnis gebeten, seine Behinderung zu berücksichtigen, damit er keinen Ärger mit anderen Insassen macht. Er wurde auch dafür bestraft, dass er diesen Antrag gestellt hatte.
Google Translate
Das Nagoya-Gefängnis reagierte nicht auf Insassen mit psychischen Störungen gemäß den Merkmalen ihrer Behinderungen, wie z Rechtsverletzungen und Menschenrechtsverletzungen.
Laut der japanischen Föderation der Anwaltskammern sagte ein ehemaliger Insasse in den Dreißigern mit einer psychischen Störung, der seit 2019 im Nagoya-Gefängnis sitzt: „Ich möchte, dass Sie ihn mit Rücksicht auf die Merkmale seiner Behinderung behandeln, damit er es nicht tut Ärger mit anderen Insassen verursachen.“ Ich bot der Gefängnisseite an, aber ich wurde gebeten, mit anderen Insassen in einem Mehrbettzimmer zu leben und in einer Gruppe in Gefängnissen zu arbeiten, und ich wurde für das Angebot bestraft.
ChaptGPT4 und DeepL sind brauchbar. Im ersten Teil ist DeepL allerdings eindeutig besser, im zweiten Teil macht es merkwürdige Fehler und Auslassungen, wie sie bei DeepL tatsächlich häufiger auftreten. ChatGPT4 hat auch hier gewisse Schwächen, läßt allerdings auch nichts aus. Die Übersetzung von Google Translate ist dagegen schlicht indiskutabel.