Das Kaisertum Japan ist eine auf ewig unheilbare Erbmonarchie.
(Yanabu Akira 柳父章: Nihongo no Shisō: Kindai Hon-yaku Buntai Seiritsu Jijō 日本語の思想:近代翻訳文体成立事情. Ndr.: Hōsei Daigaku Shuppankyoku 2011, S. 7)
Manchmal schreibt der Irrtum die schönsten Geschichten. Yanabu Akira ist einer der profiliertesten Übersetzungswissenschaftler Japans. In diesem 2004 zuerst veröffentlichten Buch will er u.a. anhand der Meiji-Verfassung von 1889 zeigen, wie stark der Einfluß der japanischen Sprachen auf die Gestaltung des modernen japanischen Denkens war — und daß das Ergebnis nicht unbedingt befriedigt. Unfreiwillig demonstriert Yanabu dabei freilich selbst, wie leicht man zum Opfer fremder Sprachen werden kann. Denn seine Analyse der Meiji-Verfassung beginnt mit dem Abdruck des Entwurfes hierzu von Hermann Roesler — und gleich der erste wiedergegebene deutsche Satz enthält einen verheerenden Fehler. Nur gut, daß die damaligen Übersetzer gut genug Deutsch konnten, um nicht ihrerseits vom „unheilbaren Japan“ zu reden — es wäre ihrer Karriere sicher nicht gut bekommen. So steht in der Übersetzung korrekt: 日本帝国ハ万世分割スベカラサル世襲君主国トス。Untheilbares Japan also.
Natürlich lädt solch ein Lesefehler zum Nachdenken ein. Genauso wie der auf S. 8 so wiedergegebene Art. 4 von Roeslers Entwurf:
Die gesetzgebende Gewalt wirt vom Keiser mit Zustimmung des Reichstages ausgebübt.
Welche semiotische Fundgrube! Sollte Roesler etwa den Keiser als Gastwirt und ersten Buben (= Diener) Japans vorgesehen haben? Wie weitsichtig angesichts der Tatsache, daß die UNESCO erst 2013 Japans Küche zum internationalen Kulturerbe erhoben hat!