Auf den ersten Blick eine schön gestaltete, 30 Seiten starke Hausarbeit, für die die Verfasserin gern 12 Leistungspunkte kassieren möchte: Eine freundliche, durchaus nicht auf den Kopf gefallene Chinesin … und die Arbeit war in Rekordzeit, vor Ende der Vorlesungszeit, fertig.
Und dann beginnt die übliche Routine. Man sucht im Internet nach einigen markanten Sätzen, und es dauert keine zehn Minuten, bis klar ist: Die ganze Arbeit ist eine Collage. Wörtlich übernommene Passagen aus fremden Texten, deren Herkunft natürlich nirgendwo angegeben ist. Ein Plagiat reinsten Wassers.
In der Sprache der Prüfungsordnung ist das ein Täuschungsversuch. Von eigener geistiger Leistung keine Spur.
Zieht man den Zusammenhang von hier zur so augenfälligen chinesischen Kultur des Raubkopierens im Fahrzeug-Design — wie jetzt gerade zur Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt — oder zu den offenkundig mit Billigung der chinesischen Behörden unternommenen Spionageangriffe auf die Computer der deutschen Regierung, kann man eigentlich nur schließen, daß der Begriff des „geistigen Eigentums“ im volkschinesischen Denken nicht existiert. Diese Haltung ist, wie ein Fahrzeughersteller kommentiert, schließlich „approved by the Chinese government„.
Das Problem ist allerdings, wie Kenneth Lieberthal vom Harvard Business Manager formuliert, ist zwar keineswegs nur auf China beschränkt:
Die bislang gültigen globalen Mechanismen zum Schutz von Know-how sind aufgeweicht. Der hemmungslose Ideenklau chinesischer Unternehmen macht das Problem noch brisanter.
(Besonders schöne Beispiele, wie chinesischer Ideenklau neben deutschen schon längst auch japanisches und koreanisches Design betrifft, finden sich hier und hier.)
Um das Problembewußtsein zu schärfen, werde ich also zukünftig Anweisungen für Hausarbeiten mit folgenden Worten überschreiben:
禁止剽窃他人作品
jinjî piaochië tarên zuopin