Da in den deutschen Medien (mangels Erfahrung mit Erdbeben) das immer durcheinander geht, hier zur Erklärung: Wie man die Stärke und die Wirkung eines Erdbebens beurteilt, hängt von den zugrundeliegenden Skalen ab. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Stärke und Intensität.
„Stärke“ ist dabei das Maß der freigesetzten Energie. Am häufigsten gibt man sie mit der Bezeichnung „Magnitude“ auf der sog. Richter-Skala an. Die Magnitude des Erdbebens vor Sendai soll 8,8 (oder 8,9) betragen haben (in Japan hat man zunächst 7,9 gemessen; da aber ein Teil der Meßanlagen ausgefallen war, sind die Daten nicht ganz zuverlässig).
„Intensität“ bedeutet, welche Wirkung das Erdbeben an der Oberfläche zeitigt. Dafür gibt es sehr viele, sehr unterschiedliche Skalen. Die in Japan übliche besteht aus 8 Stufen von 0 bis 7, wobei die Stufen 5 und 6 je zwei Unterstufen haben. De facto ist die Skala also 10-stufig. Die Wirkung ist örtlich unterschiedlich, weil sie von der Beschaffenheit der Erdoberfläche abhängt. So kann es in direkt benachbarten Gebieten zu einer unterschiedlichen Einstufung kommen.
In der Gegend, wo ich es erlebt habe, ist die Stärke als „5-“ eingestuft worden. Das heißt definitionsgemäß:

  1. viele Menschen suchen Schutz, manche Menschen haben Mühe sich fortzubewegen
  2. hängende Objekte pendeln erheblich, Geschirr und Bücher können aus Regalen fallen, viele instabil aufgestellte Schmuckgegenstände fallen um, Möbel können verrutschen Fensterscheiben können zerbrechen und herunterfallen, Telegrafen- und Strommasten wackeln sichtbar, unverstärkte Steinmauern können zusammenbrechen, gelegentlich Straßenschäden
  3. in schwach erdbebengeschützten Häusern gelegentlich beschädigte Mauern oder Pfeiler
  4. in schwach erdbebengeschützten Häusern gelegentlich Risse in Wänden
  5. in manchen Häusern Sicherheitsabschaltung der Gasversorgung, vereinzelt Ausfall der Wasserversorgung wegen Leitungsschäden (Stromausfall für einzelne Haushalte) kann Risse in weichem Boden verursachen, im Bergland gelegentlich Steinschlag und kleinere Rutschungen

(laut Wikipedia)
Und genau so haben wir es erlebt. In anderen Teilen Tokyos wurde „5+“ gemessen (dann treten natürlich mehr Schäden auf, aber es hält sich immer noch im Rahmen des Erträglichen), da, wo meine große Tochter war, „6-“ oder „6+“, und noch weiter Richtung Epizentrum schließlich „7“. Und das bedeutet: Unbeschreibliche Verwüstung.

Kurz: Es ist nicht die Magnitude, auf die man achten sollte. Entscheidend ist die Intensität, mit der es „oben“ ankommt.