Ein englisch-chinesisches Forscherteam der University of Wales hat nachgewiesen, daß auch bei Menschen, die eine Zweitsprache muttersprachnah beherrschen, die Erstprache (Muttersprache) im Gehirn aktiviert wird, sobald sie die Zweitsprache benutzen. Sie legten den Probanden — Chinesen, die seit langem in England leben — dazu englische Wortlisten vor, die für Muttersprachler völlig unauffällig sind, deren chinesische Äquivalente jedoch wegen Homophonie (Gleichlaut) verwechselbar sind. Und siehe da: Die Chinesen begingen Fehler, die dadurch erklärt werden, daß sie die englischen Wörter ins Chinesische übersetzten und dort über die Homophonie stolperten. Beim Lesen der Wortlisten wurden Gehirnströme nachgewiesen, die bei englischen Muttersprachlern bei derselben Lektüre nicht erscheinen. Die Schlußfolgerung der Forscher ist,
that native-language activation is an unconscious correlate of second-language comprehension.
Die Muttersprache denkt also unwillkürlich mit, selbst wenn man eine Zweitsprache sicher beherrscht.
Freilich wäre interessant zu wissen, ob man einen ähnlichen Effekt mit Wörter erzielen kann, deren Schriftzeichen sich zum Verwechseln ähnlich sind.