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Bei Temperaturen von über 30 Grad wünscht man sich, man könnte sich einfach häuten wie eine der Zikaden, die jetzt millionenfach für Hintergrundmusik in Japans Landschaften sorgen … … oder aber ein kühles Getränk zu sich nehmen, das an einem der vielen Automaten angeboten wird, die jetzt — man liest und staunt — ein Drittel ihres üblichen Stromverbrauchs eingespart haben wollen … … und da die Sonne so schön scheint, kann sie auch gleich zur Erzeugung von Energie genutzt werden wie bei dieser solarstrombetriebenen Parkleuchte in Tokyo. Wer sagt’s denn. […]

Ministerpräsident Kan Naoto 菅直人 hat am 10. Mai erklärt, die geltende japanische Energieplanung sei durch die nukleare Katastrophe von Fukushima Makulatur geworden. Der Plan sah vor, den Anteil der Atomenergie an Japans Energieerzeugung bis 2030 auf mindestens 50 % zu erhöhen. Dies sei jetzt undenkbar geworden. Statt fossiler und atomarer Energie gehöre die Zukunft der Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Biomasse. Bis dies gelinge, müsse Japan zur „Energiespar-Gesellschaft“ (省エネ社会 shōene shakai) werden.

Von 1.045 befragten Japanern einer landesweiten, Internet-gestützten Meinungsumfrage des Unternehmen e’s erwarten 72 %, daß Japan in 30 Jahren weniger Kernenergie benutzt. 93 % glauben, daß neue natürliche Energienquellen zukünftig eine größere Rolle spielen werden. Mehr als ein Drittel hat das Vertrauen in die Kernenergie verloren. 74 % geben an, daß sich ihre Sicht auf Japans Energieprobleme nach dem 11. März verändert hat. 51 % glauben, daß Japan in Zukunft weniger Energie verbrauchen wird. [TABLE=78]

Um den drohenden Strom-Engpässen im Sommer abzuhelfen, wenn wegen der Hitze die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen dürften, sollen Japans Privathaushalte 15-20 %, die mittelständischen und Kleinunternehmen 20 % und die Großunternehmen 25 % Energie einsparen. Das sagt die Sonderkommission für Energiefragen der Regierung. Dann könne man trotz Ausfall der Kernkraftwerke in Nordostjapan über die Runden kommen. Freilich sind die Sanktionsmöglichkeiten gegenüber Stromverbrauchern äußerst begrenzt, so daß die Umsetzung dieses Plans in den Sternen steht.