20 Jahre lang haben die Studenten der Universität Düsseldorf seinerzeit darum gekämpft, ihre Universität in „Heinrich-Heine-Universität“ umbenennen zu dürfen. Und sie haben gesiegt: 1988 erfolgte die offizielle Umbenennung.
Möglicherweise ist das jetzt alles für die Katz. Allerorten begehren Studierende und Aktivisten aus Gründen der politischen Korrektheit gegen die (vor allem) in Deutschland so beliebten Namensgeber ihrer Almae matres auf: In Greifswald soll Ernst Moritz Arndt aus dem akademischen Gedächtnis getilgt werden (der im übrigen zu den Gründungsprofessoren der Universität Bonn gehörte), weil er den jungen Leuten heute nur noch als Antisemit bekannt ist.
Eine ähnliche Bewegung wird nun aus Halle (und der Lutherstadt Wittenberg) gemeldet: Luther sei nämlich auch Antisemit gewesen.
Da ist es logisch, daß demnächst auch der Düsseldorfer Heinrich Heine vom Lehrstuhl gestoßen werden muß. Antisemit war er zwar gewiß nicht. Aber erstens hatte er etwas gegen Polen, zweitens gegen Schwule. Wer’s nicht glaubt, hier einschlägige Verse aus seinem Gedicht „Zwei Ritter“:
Crapülinski und Waschlapski,
Polen aus der Polackei, …Wie Achilles und Patroklus,
David und sein Jonathan,
Liebten sich die beiden Polen,
Küßten sich: »Kochan! Kochan!«Keiner je verriet den andern,
Blieben Freunde, ehrlich, treu,
Ob sie gleich zwei edle Polen,
Polen aus der Polackei.Wohnten in derselben Stube,
Schliefen in demselben Bette;
Eine Laus und eine Seele,
Kratzten sie sich um die Wette.
Nicht zu vergessen der unselige Streit mit August von Platen, den Heine sehr direkt als „mehr ein Mann von Steiß als ein Mann von Kopf“ bezeichnete.
Oh weh, oh weh. Noch ein Patron weniger.
Dann hätten wir als Streichkandidaten noch Schiller (Jena) und Goethe (Frankfurt). Über Friedrich von Schiller heißt es zwar vorwurfsvoll:
Er tat so, als hätten Nichtjuden keine Probleme mit Juden, als habe es keine Hetze, Unterdrückung und Pogrome bis in seine Gegenwart hinein gegeben. Dieser Realität entzog er sich weitgehend wie sein Dichterfreund Goethe.
Aber immerhin schrieb Schiller den Juden „höchste Unreinlichkeit und ansteckende Seuchen“ zu und nannte sie „das roheste, das bößartigste, das verworfenste Volk der Erde“.
Und auch über Goethe schwebt das Urteil:
Legt man heutige Maßstäbe an, war Goethe ein Antisemit.
Wer suchet, der findet.
Was wir daraus lernen? Nobody is perfect. Und wer es partout nicht erträgt, an einer Universität zu studieren, deren Namensgeber nicht ein makelloser Heiliger gewesen ist, sollte vielleicht überlegen, die Universität zu wechseln.