Die Wanshiang-Höhle 万象洞 („10.000-Bilder-Höhle“) liegt am Südufer des Flusses des Weißen Drachens (白龍江 Bailunghë) etwa 15 km westlich des Wudu-Bezirks 武都区 im Krei Lungnan in der Provinz Gansu 甘肃省 (33°19’N, 105°00’E). Also weit im Westen des klassischen China. Oder im Übergangsgebiet zwischen der Chinghai-Tibet-Hochebene und der Löß-Hochebene. Oder aber, und das ist entscheidend, an der Nordgrenze der Zone des Sommermonsuns.
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Lange schon wurde die bizarre Schönheit der über Jahrtausende gewachsenen Stalagmiten in dieser Höhle gerühmt und sogar in Gedichten besungen. Seit kurzem ist aber auch wissenschaftlich erwiesen, daß das Stalagmiten-Wachstum in dieser Höhle eine wichtige Quelle zur Rekonstruktion der langfristigen Klimaentwicklung in Ostasien darstellt. Ein chinesisch-amerikanisches Forscherteam kam 2006 in einem Aufsatz zum Schluß, das Stalagmitenwachstum in der Höhle sei „inversely related to the East Asian summer monsoon intensity“, und hat aus den Stalagmiten errechnet, daß
the East Asian monsoon varies in step with global climate change and is largely controlled by solar variations in the Northern Hemisphere. The Wanxiang record presents similarity to the Mediterranean speleothem records, and presents an inverse pattern compared with the Brazilian stalagmite BT2 record on the millennial timescales. These indicate that there are climate links among the East Asian monsoon, the Mediterranean and the Brazil summer monsoon regions, and further prove that the north-south climate seesaw did exist.
Es gibt also seit langer Zeit deutliche makroklimatische Bezüge zwischen den einzelnen Kontinenten.
In einer neuen Studie, die in „Science“ erschienen ist, stellen die Wissenschaftler nun aber auch Verbindungen her zwischen Perioden, in denen der Monsun — dessen Regenwasser unverzichtbar für die ostasiatische Reiswirtschaft ist — nur schwach und trocken ausfiel und dem Niedergang einiger chinesischer Dynastien: Das Ende der Tang-, Yüän- und Ming-Dynastie fiel jeweils in eine solche Phase. Als hätte der Himmel den damaligen Herrschern tatsächlich sein Mandat entzogen …