Südkorea verhandelt seit 2010 mit den USA über eine Verlängerung des gemeinsamen Energieabkommens, das im März 2014 ausläuft. Südkorea möchte von den USA das Recht erhalten, den in seinen Atomkraftwerken produzierten radioaktiven Uranabfall selbst aufarbeiten zu können. Das bisherige Abkommen schloß dies bislang aus — hauptsächlich, weil die USA befürchten, daß Südkorea sonst eine eigene Atombombe entwickeln könnte. Südkorea bestreitet solche Absichten und gibt vor, lediglich schwach radioaktiven Abfall zur Wiederverwendung in der Atomindustrie aufbereiten zu wollen. Die USA sperren sich hiergegen, und mit Blick auf die nordkoreanischen Entwicklungen ist auch unwahrscheinlich, daß sie in dieser Frage einlenken. Sollte es bis Juni 2013 keine Einigung über ein neues Abkommen geben, droht das Abkommen ersatzlos auszulaufen. Da Südkorea keine eigenen Uranvorkommen besitzt, wäre damit die Versorgung der heimischen Kraftwerke ernsthaft gefährdet, schreibt die Chosun Ilbo. Außerdem sind die koreanischen Zwischenlager für Atommüll bereits zu mehr als 70 % angefüllt. Südkorea verbraucht jährlich etwa 4.000 Tonnen Uran. Seine Atomkraftwerke erzeugen etwa 40 % des im Inland verbrauchten Stromes. Das erste Endlager für schwach radioaktiven Müll wird 2014 in der Nähe der historischen Stadt Kyeongju in Betrieb gehen, nachdem der lokale Widerstand dagegen durch nicht unerhebliche Geldzuwendungen und Investitionen in Arbeitsplätze überwunden wurde. Es ist freilich völlig ungewiß, ob sich zusätzliche Lagerkapazitäten im Land finden und durchsetzen lassen werden. Die Atomindustrie setzt deshalb auf eine neuartige, jedoch noch nicht einsatzreife Technologie, mit deren Hilfe angeblich bis zu 95 % des radioaktiven Mülls wiederaufbereitet werden können. Ohne eigene Wiederaufbereitungskapazitäten lassen sich koreanische Atomkraftwerke allerdings auch nicht ins Ausland verkaufen, wie die französische und japanische Konkurrenz bereits erfahren hat. Potentielle Abnehmer südkoreanischer Atomkraftwerke sind Indien, mit dem Südkorea 2011 ein entsprechendes Abkommen vereinbart hat, und die Vereinten Arabischen Emirate. Alle diese Pläne drohen zu scheitern, falls die USA aus globalstrategischen Gründen bei ihrem Nein bleiben.