Am 25. Februar 2013 wurde Park Kŭn-hye 朴槿惠, die Tochter des Diktators Park Chŏng-hŭi 朴正熙, in Seoul als neue Staatspräsidentin Südkoreas eingeführt. Von japanischer Seite nahmen der stellvertretende Ministerpräsident Asō Tarō 麻生太郎 und der Oppositionspolitiker Ozawa Ichirō 小沢一郎 an der großen Feierlichkeit teil. Das japanische Staatsfernsehen NHK übertrug die Feier, von der ein Großteil durch Stars der K-Pop-Szene bestritten wurde, 80 Minuten lang live. In der rechten Internet-Szene (der sog. netto uyo ネットウヨ, von netto ネット = „Internet“ und uyoku 右翼 = „Rechte“) kam dies alles (wie zu erwarten) nicht gut an: Ozawa wurde auf den einschlägigen Kanälen als Vaterlandsverräter übelst beschimpft, desgleichen NHK. Dabei wurde auch gleich wieder das von der rechten Szene seit Jahren verbreitete Gerücht ins Spiel gebracht, Ozawas Mutter sei in Wahrheit Koreanerin gewesen und seine angebliche Ausländerfreundlichkeit damit erklärbar. (Ein erschreckenes Beispiel für diese Art von Rufmord von 2010 findet sich hier. Im selben Jahr gab die rechtsextreme „Historikerin“ Sakurai Yoshiko 櫻井よしこ ein Pamphlet über Ozawa mit dem Titel „Studien über Ozawa Ichirō“ heraus, das dieselbe Unterstellung enthielt. Es handelt sich offenbar um eine gezielte Verleumdung.)
NHK wurde jetzt der schrille Vorwurf gemacht, „kein japanischer Sender“ zu sein. Auf die rhetorische Frage der Rechten (die sich wohl vor allem daran stört, daß K-Pop inzwischen auch in Japan beliebt ist), wer denn so etwas wie die Amtseinführung sehen wolle, antwortete ein Japaner auf Youtube allerdings recht gelassen:
Wer es nicht sehen will, muß es ja nicht sehen. Wer es dennoch sieht, stellt damit doch schändlich unter Beweis, daß es in Japan offenbar nichts Besseres zu tun gibt.
In der Tat: die Japaner sehen zu viel fern. Und ein Teil von ihnen tummelt sich zu lange im Internet. Beides ist offenkundig nicht gut für das Denkvermögen.