Seit 2007 war Kōketsu Kazuki 纐纈一起, Professor für angewandte Seismologie an der Tokyo-Universität, Mitglied eines Ausschusses, die im Auftrag der Behörde für Reaktorsicherheit (NISA) die Erdbebensicherheit der japanischen Kernkraftwerke prüfen sollte. Seit 2009 leitete er den Ausschuß. Ende Juli 2011 trat er von diesem Amt zurück. Die Gründe dafür erläuterte er in einem überaus lesenswerten Interview mit der Tageszeitung Mainichi Shinbun vom 13.8.:
Im Pazifik vor Ostjapan ist ein riesiges Erdbeben jenseits aller Annahmen mit der Magnitude 9,0 entstanden. Dadurch wurde klar, daß es Grenzen für die Wissenschaft gibt, die eigentlich das Fundament für glaubwürdige Annahmen darstellen sollte.
Die verheerende Wirkung vergangener Erdbeben wie im Jahr 869 war den Forschern bekannt, aber selbst wenn sie zu technischen Verbesserungen an den Kernkraftwerken geführt hätte, hätte dies womöglich nicht gerecht:
Nach den jüngsten Studien rechnete man mit Magnitude 8,4, weshalb niemand eine Magnitude 9,0 vermutet hat. Niemand, einschließlich der Seismologen, hätte gedacht, daß ein Erdbeben der Magnitude 9,0 in diesem März auftreten könnte.
Um Kernkraftwerke „im Land mit den weltweit schlimmsten Erdbeben“ sicher zu machen, müssen man sie alle gegen die größtmöglichen Beben ausrüsten.
Ob das die Wirtschaft ertragen kann, kann ich als Seismologe zwar nicht beurteilen, doch es ist ein schwerwiegendes Problem. Das müssen Politik und Verwaltung oder aber das Volk selbst entscheiden.
Als Wissenschaftler sei ihm aber klargeworden:
Wie sehr wir uns auch wissenschaftlich um eine Einschätzung der Erdbebensicherheit bemühen: wir haben jetzt begriffen, daß es sich um ein Land handelt, in dem Phänomene auftreten können, die noch darüber hinaus gehen.
Deshalb ist Kōketsu zur Auffassung gelangt, daß Japan die Atomkraft aufgeben sollte:
Wir müssen vermitteln, daß es überall in Japan möglich ist, daß ein Erdbeben von diesem Ausmaß auftritt.