Obwohl Premierminister Kan Naoto 菅直人 gefordert hat, das AKW Hamaoka 浜岡原発 komplett vom Netz zu nehmen, hat die Betreiberfirma Chubu Denryoku 中部電力 der Außerbetriebnahme noch nicht zugestimmt. Die japanische Regierung hat keine rechtliche Handhabe für diese, offenbar von Kan im Alleingang erhobene Forderung. Dennoch mehren sich die Stimmen, die für eine Stillegung sind. Selbst der Bürgermeister der Gemeinde Omaezaki 御前崎, auf deren Gebiet das AKW Hamaoka liegt, akzeptiert den Vorrang des nationalen Interesses an Sicherheit, weist aber auf wirtschaftliche Nachteile für seine Gemeinde hin. In Tokyo fand am 7. Mai eine Anti-Atomkraft-Demonstration mit 10.000 Teilnehmern statt.
Derweil wurde Reaktor 2 des AKW Tsuruga 敦賀 in der Präfektur Fukui 福井, die mit nicht weniger als 13 Atomkraftwerken gesegnet ist, wie angekündigt abgeschaltet. Es soll untersucht werden, ob dessen Brennstäbe beschädigt sind (es wurde erhöhte Radioaktivität im Kühlwasser gemessen). Reaktor 1 ist wegen Wartungsarbeiten ohnehin außer Betrieb. Die Betreiberfirma Nihon Genden 日本原電 befürchtet, daß eine Wiederinbetriebnahme vom Land mit scharfen Auflagen zur Erhöhung der Reaktorsicherheit verbunden sein und sich deshalb um Monate verzögern wird. Der Gouverneur von Fukui hat Premierminister Kans Forderung, Hamaoka vom Netz zu nehmen, als zu kurz gegriffen kritisiert: Es sei nicht nachvollziehbar, warum dies nicht auch für die übrigen Atomkraftwerke im Land gelten solle, bis deren Sicherheit überprüft sei.
Freilich hat Kan die Stillegung Hamaokas mit der (seit langem bekannten) Voraussage namhafter Erdbebenforscher begründet, in der Gegend um Hamaoka sei in Kürze mit einem schweren Erdbeben (Tōkai-Erdbeben) zu rechnen. Eine solche Prognose gibt es für Fukui nicht.
Die Abschaltung von Hamaoka wie auch von Tsuruga wird allerdings im Sommer vermutlich zu Engpässen bei der Stromversorgung führen — erfahrungsgemäß ist der Stromverbrauch der privaten Haushalte dann wegen des Einsatzes von Klimaanlagen am höchsten.