Oft auf Reisen und angewiesen auf einen leichten, aber robusten Laptop zum Arbeiten zwischendurch, hatte ich in Japan Bekanntschaft mit Panasonics „Let’s Note“-Serie gemacht, auch bekannt als Toughbook. Die Geräte sind kompakt, besitzen einen 12-Zoll-Monitor, wiegen knapp ein Kilo, besitzen ein stoß- und kratzfestes Aluminium-Gehäuse und stehen in dem Ruf, unzerstörbar zu sein. Sie brauchen keine Kühlung und sind deshalb flüsterleise. Außer dem Tastaturgeräusch hört man gar nichts. Und die Batterie (wenn sie neu ist) hält mehr als 6 Stunden. Nicht zuletzt deswegen sieht man sie als Standard-Laptop an zahlreichen japanischen Universitäten. 2009 entschied sich sogar der Deutsche Bundestag, sie in großer Stückzahl zu beschaffen.
Neu sind sie allerdings recht teuer. Aber der Gebrauchtgerätemarkt gibt einiges her. Zunächst besorgte ich mir in Akihabara einen CF-W2 für damals etwa 50.000 Yen. Die W2-Geräte besitzen ein DVD-Laufwerk, das auch CDs beschreiben kann (neuere Modelle können auch DVDs schreiben). Das ist für mich recht wichtig, denn ab und an will man bei Vorträgen oder im Unterricht auch mal ein Filmchen präsentieren.
Vor ziemlich genau drei Jahren habe ich in Deutschland dann einen CF-W4 erstanden — für 700 Euro. Praktisch ein Neugerät. Er gefiel mir auf Anhieb sehr gut, mit einer gravierenden Ausnahme: Die Panasonics laufen alle unter Windows. Als eingefleischtem Macianer war mir das nicht so lieb, aber ich habe versucht, mit System-Tuning (dafür gibt es recht ausgefeilte Tricks) und unter Verwendung von Software, die auf beiden Systemen läuft (zum Glück sind die wichtigsten Anwendungen inzwischen in beiden Welten zu haben), einen Kompromiß herzustellen.
Letztes Jahr habe ich dann noch einmal 300 Euro investiert für eine 64-GB-SDD (also eine Solid-State-Festplatte, die deutlich weniger Strom verbraucht und dadurch für längere Batterielaufzeiten sorgt).
Aber irgendwann reichte es mir. Genauer gesagt: Seit ich mein iPad habe, das noch weniger als ein Toughbook wiegt und fast genauso viel kann … Und so stand mein Panasonic wochenlang unbenutzt herum.
Bis ich meiner Frau ein Macbook Air schenkte und installierte und bei der Installation von OSX 10.6 auf die Idee kam, doch einmal herumzugoogeln, was für Möglichkeiten es gäbe, auch auf einem Panasonic OSX zu installieren …
Und ich fand nichts, was mich dazu ermutigt hätte, es mit einem CF-W4 zu versuchen. Ein paar Hinweise in japanischen Foren, aber die endeten alle in: Könnte gehen … geht aber nicht wirklich …
Nichts Definitives. Da ich das Gerät aber eigentlich nur noch ausschlachten wollte (wenigstens die Festplatte konnte ich ja noch ganz gut gebrauchen) und mir alles andere egal war, habe ich es schlicht und einfach versucht.
Das Ergebnis: Ein hervorragend funktionierender, stabil unter OSX 10.5.8 laufender Panasonic, auf dem zu arbeiten endlich wieder Spaß macht. Ich nenne ihn „PanaMac“.
Was ich außer einer Standard-OSX-Version brauchte, waren ein Bootlader (ich habe zunächst den von iPC für 10.5.6 benutzt und nach einigem Probieren dann iDeneb für 10.5.8) und einige Systemerweiterungen (.kext) für die Grafik (Intel GMA900 wird von Apple an sich nicht unterstützt, läuft aber großartig), den Ton (AC97) und das eingebaute LAN (Realtek) sowie die PCMCIA-Karte. Das DVD-Laufwerk funktioniert ohne weiteres (Lesen und Brennen). Um die Helligkeit des Monitors kontrollieren zu können, habe ich das (kostenlose) Shades installiert.
Was nicht funktioniert hat, ist das interne WiFi von Ricoh, das aber ohnehin technisch veraltet ist. Statt dessen habe ich mir ein preiswertes USB-Wifi von Skylink besorgt, das mit einem Logitec-Treiber geliefert wird und wunderbar funktioniert. Im CF-W4 gibt es kein eingebautes Bluetooth, aber auch dafür gibt es USB-Lösungen: ein billiges PCL-Modem mit niedrigem Stromverbrauch. Dazu noch eine Webcam von Elecom (das CF-W4 besitzt auch keine eingebaute Kamera), die auch gleich mit einem Headset geliefert wird (denn ein eingebautes Mikrofon gibt es im CF-W4 auch nicht). Damit funktionieren Skype, PhotoBooth, QuickTime usw. allesamt ohne jedes Problem. Übrigens funktioniert zum Telefonieren über Skype auch ein USB-Telefonhörer, den ich für 200 Yen in Akihabara erstanden habe. Das ist deutlich bequemer als ein Kopfhörer.
Drucker müssen nachinstalliert werden, laufen aber völlig problemlos.
Sämtliche Software, die mit 10.5.8 kompatibel ist, funktioniert prima, stabil und schnell — mit Ausnahme solcher Programme, die auf JAVA angewiesen sind. Einige davon funktionieren durchaus (Komodo Edit), andere — wie muCommander, den ich eigentlich sehr schätze — starten nicht einmal. Warum, weiß ich nicht. Ich habe alle möglichen Java-Updates von Apple installiert, aber hier komme ich nicht weiter. Ist auch nicht so schlimm, denn dafür gibt es Alternativen. Java-Programme hatte ich eigentlich nur verwendet, weil sie unabhängig vom Betriebssystem sind. Aber diese Notwendigkeit ist ja nun entfallen!
Alles in allem läuft der PanaMac deutlich angenehmer, schneller (Bootzeit: weniger als 30 Sekunden; Shutdown: 6 Sekunden! Das schafft kaum ein Mac!), ästhetischer als je zuvor. Das war nun wirklich eine lohnende Investition.
Ein paar Fotos können zeigen, wie das Ganze nun aussieht …
Dies meldet der System-Profiler — ein wenig ahnungslos, denn der Prozessor ist nicht „unbekannt“, sondern ein Intel Pentium M 753. Damit hat Apple nie gerechnet …
Möglich wird dies durch die Verwendung von Patches und Erweiterungen, die das Original-OSX ein wenig aufpeppen. Der Aufwand hält sich aber sehr in Grenzen.
Und so läuft dann z.B. Keynote auf einem CF-W4!
Vergleichsweise sind die Werte gar nicht so schlecht — etwas besser als auf einem (alten) MacMini. Die Grafikkarte schlägt sich hervorragend, und dank der SSD sind auch die Zugriffszeiten auf die Festplatte exzellent.