Immer wieder für Überraschungen gut ist Ozawa Ichirō 小沢一郎, der sprunghafte Generalsekretär der Demokratischen Partei Japans. Auf Zwischenstation für eine China-Reise hielt er am 12. Dezember an der Kukmin-Universität in Seoul einen Vortrag vor Studenten und äußerte dabei:
Es hat in der modernen Geschichte eine für unser Land und Ihr Land unglückliche Epoche gegeben. Das war ein historisches Faktum, für das wir uns als Japan, als japanisches Volk entschuldigen (謝罪) müssen. Aber für die Zukunft Japans und Koreas bringt es nichts Gutes, nur dies eine immer wieder vorzubringen. Ich bin mir sicher, daß Sie, die jungen Leute, das Bewußtsein besitzen, die Probleme der Vergangenheit zu überwinden, und daß zwischen unseren beiden Ländern Solidarität auf der Grundlage freundschaftlicher Beziehungen nötig ist.
In derselben Woche war Ozawa auch daran beteiligt, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas bei einem offiziellen Besuch in Japan zu einer Audienz bei Kaiser Akihito zu verschaffen — gegen das Hofprotokoll und den Protest des Außenministeriums, denn solche Audienzen sollen mindestens einen Monat im voraus verabredet werden. China bestand aber wohl auf diesem Protokollverstoß, und Japans neue Regierung ist gewillt, zur Verbesserung der Beziehungen Japans mit seinen asiatischen Nachbarn einige bislang heilige Kühe zu schlachten. In rechtsradikalen Kreisen wird Ozawa jetzt schon als „Vaterlandsverräter“ verunglimpft.