Folgt man führenden Politikern der bei den japanischen Unterhauswahlen abgestraften Liberaldemokratischen Partei (LDP), kommt der jüngste Machtwechsel im Lande der Machtergreifung durch die Nazis 1933 gleich.
Den Reigen eröffnete im April der damalige Ministerpräsident Asō Tarō, der damals mit Blick auf die herben Sympathieverluste seiner Partei bei den Wählern warnte:
„Wir finden in der Geschichte Beispiele dafür, daß Parteien wie die Nazis die Macht ergriffen haben, nachdem sich die Stimmung im Volk von der herrschenden Partei abgewandt hatte. (歴史を見れば政権与党から民心が離れた結果、ナチスのような政党が政権を取った例もある).“
Nach der LDP-Wahlniederlage führte der neue Vorsitzende der Liberaldemokraten, Tanigaki Sadakazu, diese Argumentationslinie fort, indem er Ende Oktober kommentierte, der tosende Beifall der Abgeordneten neuen Regierungspartei der Demokraten für die erste Rede des neuen Ministerpräsidenten Hatoyama
„hat mir den Eindruck vermittelt, als ob die Hitlerjugend einer Rede Hitlers zujubelte“ (ヒトラー・ユーゲントがヒトラーの演説に賛成しているような印象を受けた).“
Der eine wie der andere Vergleich ist absurd, hat aber offenbar Methode: Man diffamiere den Gegner nur lange genug, um sich selbst zum Helden des politischen Widerstandes zu stilisieren. Deutschlands Vergangenheit dient dabei als billiges rhetorisches Argument: So macht man Demokraten zu Neo-Nazis.
Es ist erschütternd, auf welchem Niveau sich solche japanischen Politiker, denen die Führung dieses Landes bislang anvertraut war, bewegen — und welche Probleme sie damit haben, einen demokratischen Machtwechsel zu akzeptieren. (Was leider keine ganz neue Erkenntnis ist.)