Nachdem die LDP-geführte Regierung Abe die von ihr gewollten neuen Sicherheitsgesetze, welche Japan die aktive Teilnahme an Kriegseinsätzen im Rahmen kollektiver Sicherheitsbündnisse geben sollen, am 18. September 2015 gegen den heftigen Widerstand der parlamentarischen Opposition und gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchgepeitscht hat, demonstrieren japanische Schüler und Studenten weiterhin Willen zum Engagement gegen diese Politik. An verschiedenen Orten im ganzen Land versammelten sich am 19. September Oberschüler und Studenten. Mit Rufen wie „Diesen Tag werden wir nicht vergessen!“, „Niemals Krieg!“ oder „Wir Oberschüler haben die Nase voll!“ zogen sie durch die Innenstädte.
Das politische Engagement der Schüler begann im Mai und überraschte viele Beobachter, die angenommen hatten, Japans Jugend sei an politischen Fragen nicht interessiert. Es könnte sein, daß die gerade beschlossene Senkung des Wahlalters auf 18 Jahre zur Mobilisierung beigetragen hat und mehr bewegen wird, als manchem Altpolitiker lieb sein dürfte.
Mir ist jedenfalls bei meinen Besuchen in Japan aufgefallen, daß „normale“ Menschen viel häufiger und offener über politische Fragen diskutieren als noch vor 5 Jahren. Selbst bei einem Besuch in einer Kneipe in Kanazawa wurde ich Ende August in eine politische Diskussion verwickelt — mit mir völlig unbekannten Japanern. Episodische Evidenz, gewiß, aber sie paßt stimmig zu den Demonstrationszügen auf Japans Straßen.
Demonstration in Tokyo am 19.9.2015 (Foto: Tokyo Shinbun)