Zum ersten Mal seit 16 Jahren wird auf Taiwan am 10. Oktober eine Militärparade anläßlich des Republikfeiertages („Doppelzehn“) stattfinden. Die Spekulationen, welche Waffensysteme die hochgerüstete taiwanesische Armee dabei vorführen würde, schossen ins Kraut. Besonderes Aufsehen erregte die auf Taiwan selbst entwickelte Lenkrakete (cruise missile) „Mannhafter Wind“ (Shiungfeng 雄風), die eine Reichweite von 600 km haben soll und damit weite Teile des kontinentalen China erreichen kann.
Ganz offensichtlich haben die USA Taiwan nämlich dringend davon abgeraten, den „Mannhaften Wind“ vorzuführen. Jedenfalls behauptet dies die oppositionelle Nationalistische Partei (Guomindang). Denn Taiwans Armee dient offiziell nur zur Landesverteidigung und verzichtet bewußt auf Offensivwaffen. Der „Mannhafte Wind“ ist zweifelsfrei als Angriffswaffe geeignet — was völlig den Forderungen regierungsnaher Politiker entspricht, eine glaubwürdige Abschreckung gegenüber der VR China durch den Besitz offensiver Waffen zu untermauern.
Am Doppelzehner also bleibt die mannhafte Rakete im Arsenal. Daß sie sich tatsächlich in taiwanischen Händen befindet, obwohl über ihre Existenz zuvor nur spekuliert wurde, ist allein schon eine deutliche Botschaft an Beijing.