Der Vorstandsvorsitzende der Axel-Springer-Verlagsgruppe, Mathias Döpfner, ist wegen häßlicher und abwertender interner Äußerungen über politische Gegner und die „Ostdeutschen“ ins Gerede geraten. Das ist nicht wirklich mein Problem, weil ich mit der Springer-Presse im Regelfall wenig zu tun habe, aber einen kleinen Beitrag zur Einordnung kann ich aus persönlicher Erfahrung doch leisten.
Mitte der 1970er Jahre, als der Springer-Verlag von linker Seite heftig unter Kritik (siehe Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum„) und von linksterroristischer Seite wortwörtlich sogar unter Beschuß geraten war, besuchte ich als Schüler einen Journalisten im Axel-Springer-Hochhaus in der Kochstraße in Berlin. Als wir den Aufzug betraten, um in sein Büro zu fahren, stieg dort zufällig auch Axel Cäsar Springer persönlich ein. Alles schwieg andächtig. Springer stellte dann bei der Fahrt die rhetorische Frage:

1806 haben die Franzosen den Buchhändler Palm erschossen. Was werden die Hunde wohl mit mir machen?

— Noch mehr andächtiges Schweigen.
Daß sich Springer und seine heutigen Nachfahren wie Döpfner als einsame Kämpfer im Widerstand gegen die von ihnen behauptete Besatzung dieses Landes verstehen, ist also nichts Neues. Es liegt in der DNA dieses Verlages.
Der Journalist, den ich damals treffen wollte, sagte hinterher mit strahlenden Augen: „Da haben Sie aber Glück gehabt, den Chef zu treffen!“ — Andächtiges Schweigen.