Südkoreas Präsident Mun Jäin hat seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Tōkyō abgesagt. Er hatte vorgeschlagen, sich dabei mit Japans Ministerpräsident Suga Yoshihide zu treffen, um die schwelenden bilateralen Probleme zu diskutieren. Beide Seiten sahen nach Vorgesprächen wohl wenig Chancen auf eine greifbare Verbesserung der gegenwärtigen Situation; die japanische Seite ging auf Muns Vorschlag auch nur lauwarm ein.
Japans zweithöchster Diplomat in Seoul verstieg sich im Vorfeld sogar dazu, im Gespräch mit koreanischen Medien am 16. Juli Präsident Mun vorzuhalten, dieser „masturbiere“, denn es gebe keine Aussicht auf bilaterale Verhandlungserfolge. Diese Äußerung verbreitete sich sofort in den südkoreanischen Medien, die in verständlicher Aufgeregtheit darüber berichteten. Die japanischen Medien berichteten ebenfalls und nannten sogar den Namen des Diplomaten. Allerdings wählte Japans Staatssender NHK eine sehr indirekte Ausdrucksweise, sprach von einem „sexuellen Vergleich“ und benutzte das Wort hitoriyogari 独り善がり, was „Selbstzufriedenheit“ bedeutet und mit einiger Phantasie als „Selbstbefriedigung“ gedeutet werden kann. Die koreakritische rechte Tageszeitung Sankei Shinbun war sehr viel deutlicher und sprach von masutābēshon マスターベーション. Was auch immer er genau gesagt hatte: Japans Kabinettsminister Katō nannte es am 19. Juli „in jedem Kontext eine höchst unpassende Äußerung“ und bedauerte den Vorfall. Der Diplomat soll nun versetzt werden. Er hat übrigens in Seoul studiert und sollte der koreanischen Sprache hinreichend mächtig sein, um zu verstehen, daß solche Vergleiche dort schlecht ankommen. Nicht, weil Korea besonders prüde wäre; sondern weil sie schlicht geschmacklos sind.
Leider ist dies nur ein weiteres Glied in der langen Kette von Vorfällen, in denen sprachliche Entgleisungen Japans Diplomatie gegenüber Korea schlecht aussehen lassen.