Auf der Homepage der Taimei-Grundschule 泰明小学校 in Tōkyōs Stadtteil Chūō findet sich der Hinweis auf eine Erklärung des Schulleiters Wada Toshitsugu „zur Information über die neue Standard-Schuluniform“. Der Inhalt ist obskur: Es tue ihm leid, von den Medien mißverstanden worden zu sein, und er werde zur Bekämpfung von Gerüchten allen Betroffenen die Lage „sorgfältig erklären“.
Das „Gerücht“, um das es geht, erregt nun allerdings nicht nur die Medien, sondern sogar Japans Parlament: Der Schulleiter hat sich dafür entschieden, ab April 2018 neue Schuluniformen einzuführen. Entworfen wurden sie von Armani. Der Stückpreis beträgt mehr als 80.000 Yen — fast 600 Euro. Es handelt sich, wohlgemerkt, um eine öffentliche Grundschule.
Aber, so der Schulleiter, eine ganze besondere Grundschule: Gegründet vor 139 Jahren, gelegen auf der Ginza — Tōkyōs Nobel-Einkaufsmeile. Eine „Pilotschule ihrer Zeit“ soll sie sein, die „Tradition und Stil“ (伝統と風格 dentō to fūkaku) miteinander verbinde, ihre Schüler „schönes Japanisch“ lehre und zudem mustergültig auf die Olympischen Spiele von 2020 vorbereite. Stilvolle Elite also. Was den Schulleiter dazu berechtigte, wie er meinte, sich bei den Modedesignern in der Umgebung der Schule nach einem angemessenen Uniformschnitt umzusehen. Armani versprach zu liefern. Im November gab die Schule dies den Eltern bekannt. Allerdings ohne den Preis zu nennen. Er liegt zweieinhalbmal so hoch wie bisher.
Daraufhin hagelte es Elternbeschwerden, die nun auch ihren Weg ins japanische Parlament gefunden haben. Der zuständige Bildungsausschuß bedauerte, daß der Schulleiter diese Entscheidung ohne Beteiligung der Eltern getroffen habe, und forderte ihn auf, sich zu erklären. Das hat er jetzt ja auch angekündigt. Aber die Botschaft ist ja ziemlich klar: Wer sich traut, sein Kind in der Ginza einzuschulen, sollte auch das nötige Kleingeld betreithalten.
Dies gilt auch dann, wenn man sein Kind mit einem Mitglied der Kaiserlichen Familie verheiraten will. So stellt sich die Situation jedenfalls dar, seit die für November angekündigte Verlobung von Prinzessin Mako, der 26-jährigen ältesten Enkeltochter des regierenden Kaisers Akihito, auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Japanische Medien sehen den Grund für diese außergewöhnliche Ankündigung in der Mittellosigkeit ihres Bräutigams: Die Mutter des jungen Bürgerlichen hat, wie Ende 2017 berichtet wurde, es nicht geschafft, ihrem ehemaligen Lebensgefährten ein Darlehen von 4 Mio. Yen (knapp 30.000 Euro) zurückzuzahlen. Mit diesem Geld, so die Medien, habe die früh verwitwete Mutter die Ausbildung ihres Sohnes finanziert. Als die Beziehung zerbrach, habe ihr Ex-Freund das Geld vergeblich zurückgefordert. Die Summe scheint lächerlich gering, doch für Japans noble Gesellschaft ist sie Anlaß genug für ernste Sorgen: Nach ihrer Heirat würde die Prinzessin das Kaiserhaus formal verlassen, und ihre neue Familie wäre für den Rest ihres Lebens verantwortlich dafür, ihr ein standesgemäßes (wenngleich bürgerliches) Leben zu gewährleisten — mit den Extras, die naturgemäß dazugehören (Personenschutz vor aufdringlichen Journalisten z.B.). Die Hochzeit mit einem Habenichts wäre also eine erhebliche Belastung für das Kaiserhaus und den japanischen Steuerzahler, die ja letztlich einspringen müßten. Keine guten Aussichten also für eine Liebesheirat.
Zusätzliche Warnsignale sendet der Zustand der Ehe der 29-jährigen Prinzessin Noriko mit einem Bürgerlichen, die, 2014 geschlossen, kurz vor dem Scheitern stehen soll. Der 15 Jahre ältere Ehepartner ist Erbe des Hauptpriesters des Großschreins von Izumo 出雲. Geld spielt hierbei keine Rolle. Der Mann gilt jedoch als kränklich, und seine in Tōkyō aufgewachsene Frau findet wohl auch wenig Gefallen am Leben im traditionsreichen, aber einsam gelegenen Schrein. Sie hält sich wohl lieber in der vertrauten Hauptstadt auf.
„Tradition und Stil“ — ganz offensichtlich geht diese Verbindung eben doch am ehesten auf der Ginza zusammen.