Nach Angaben des World Happiness Report für 2016, der im Auftrag des UN Sustainable Development Solutions Network erstellt wurde, sind Japan und Südkorea in der Rangfolge des Glücks erneut abgerutscht, während Taiwan weiter nach oben gerückt ist.

World Happiness Report

Im Auftrag der Vereinten Nationen erstellter Bericht über die Verteilung des Glücks in der Welt
BerichtsjahrJapanSüdkoreaTaiwanDeutschland
201342414326
201546473826
201653583516
201751553316
20214050197
202254592614

Während es für Japan und Südkorea in der Gesamtbetrachtung demnach vergleichsweise schlecht aussieht, überrascht die Studie mit einem positiven Kommentar zu einer Region, die weltweit geradezu zum Synonym für Katastrophe geworden ist:

If the social context is important for happiness-supporting resilience under crisis, it is likely to be equally applicable for non-economic crises. There is now research showing that levels of trust and social capital in the Fukushima region of Japan were sufficient that the Great East Japan Earthquake of 2011 actually led to increased trust and happiness in the region.1

Dabei stützt sie sich auf einen jüngst erschienenen wissenschaftlichen Aufsatz eines japanisch-australischen Forscherteams. Die Autoren kommen zum Ergebnis:

Es besteht eine positive Beziehung zwischen Vertrauen und Glück, und diese Beziehung verstärkt sich bei Bewohnern einer geschädigten Region. Dieses Ergebnis impliziert, daß soziales Vertrauen in einer chaotischen Situation eine größere Rolle für die Vermehrung von Glück spielt als in einer friedlichen Zeit. … Vertrauen macht also Gemeinschaften widerstandsfähiger, fähiger zur Zusammenarbeit während des Erholungsprozesses und deshalb viel fähiger, Glück zu erhalten und aufzubauen.2

So weit, so gut. Allerdings stellen die Autoren auch ausdrücklich fest, „daß es keine statistische Differenz in den Glücksniveaus vor und nach der Katastrophe“ von 2011 in Fukushima gab.3
Ich bin mir deshalb nicht sicher, wie gründlich die Verfasser des World Happiness Report ihre Quellen studiert haben — die kühne Behauptung, in Fukushima seien Vertrauen und Glück nach oder besser gerade wegen 2011 gestiegen, widerspricht jedenfalls meiner Erfahrung und ist in der zitierten Literatur nicht gedeckt. Vielleicht lassen sich die Optimisten der UN doch ein bißchen davon beeinflussen, daß Fukushima „Glückinsel“ bedeutet …


Anmerkungen

1 John Helliwell, Richard Layard, Jeffrey Sachs (Hg.): World Happiness Report 2016, S. 28.
2 Yamamura, E., Tsutsui, Y., Yamane, C., Yamane, S., & Powdthavee, N. (2015): „Trust and happiness: Comparative study before and after the Great East Japan Earthquake.“ In: Social Indicators Research 123:3, S. 919-935, hier S. 932.
3 Ebd. S. 928.