Die als Sprachrohr der japanischen Wirtschaft auftretende und deshalb traditionell der Liberaldemokratischen Partei Japans freundlich gesinnte Tageszeitung Nikkei Shinbun zeigt sich in ihrem Leitartikel vom 28.6. über die Angriffe junger LDP-Abgeordneter auf die Meinungsfreiheit derart erschüttert, daß sie die Partei vor einem alten Verhaltsmuster warnt:

Es gibt einen Zyklus, der gewissermaßen zur zweiten Natur der LDP geworden ist. Sobald sie eine Wahl gewinnt, verliert sie ihre Witterung, wird hochmütig und fahrlässig und rutscht von einem Skandal in den nächsten, wird davon von den Wählern abgestraft und verliert, gelobt Besserung und steht wieder auf.[1]

Jedenfalls müßten sich die japanischen Wähler angesichts der „auffälligen Verschlechterung der Qualität“ der heutigen Parlamentarier ernsthaft fragen, wen sie da eigentlich gewählt hätten: „Wir selbst müssen deutlich unterscheiden lernen.“
Es wäre wohl in der Tat an der Zeit, die japanische Demokratie auf böse Gewohnheiten hin zu überprüfen, solange es noch möglich ist.


Anmerkungen

[1]Nihon Keizai Shinbun 日本経済新聞 Nr. 46468, 28.6.2015, S. 2