Japans Ministerpräsident Abe Shinzō 安倍晋三 hat im April als Vorsitzender der Liberaldemokratischen Partei (LDP) ein Grußwort an die Veranstalter einer Gedenkfeier für hingerichtete Kriegsverbrecher geschickt. Diese Feier findet alljährlich auf dem Prominentenfriedhof Oku no In 奥の院 des buddhistischen Kōya-Tempels 高野山 in der Präfektur Wakayama statt. 1994 wurde dort von Kriegsveteranen und ehemaligen Angehörigen der Selbstverteidigungsstreitkräfte „Den in der Shōwa-Zeit fürs Vaterland Gefallenen“ ein Gedenkstein errichtet. Gemeint sind 1.180 Personen, die laut den Initiatoren nach Japans Kriegsniederlage „der Rache der Alliierten“ zum Opfer fielen, indem sie als Kriegsverbrecher hingerichtet wurden, im Gefängnis starben oder sich das Leben nahmen. Wie die Asashi Shinbun 朝日新聞 berichtet, pries Abe die Verstorbenen als „Ecksteine des Vaterlandes, die ihre Seele geopfert haben“.
Die Regierung lehnt eine Stellungnahme ab, weil Abe „als Privatmann“ gehandelt habe. Von der LDP sind kritische Worte zu diesem erneuten Bekenntnis ihres Vorsitzenden zum historischen Revisionismus nicht zu erwarten. Es ist sattsam bekannt, daß Abe (auch aus privaten Motiven) eine Neubewertung der Tokyoter Kriegsverbrecherprozesse anstrebt.