Die auf Vermittlung der UNO erfolgte Übergabe von 10.000 Schuß Gewehrmunition aus Beständen der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte im Südsudan an die dort stationierte südkoreanische Einheit hat erwartungsgemäß zu diplomatischen Verwicklungen geführt. Während Japan behauptet, die Lieferung sei auf ausdrückliche Bitte der südkoreanischen Armee erfolgt, verbreitet Südkorea die Version, man habe bei den Vereinten Nationen angefragt und sei auf Japan (10.000 Schuß) und die USA (5.000 Schuß) verwiesen worden. In Seoul fühlt man sich nun unfreiwillig vor den Karren der japanischen Aufrüstungspolitik gespannt. Entsprechend kritisch reagierte die koreanische Öffentlichkeit: der Korea Herald sprach noch zurückhaltend von einem südkoreanischen „Dilemma“ (schließlich sind die Beziehungen zu Japan seit Monaten stark angespannt), die Chosun Ilbo kritisierte zunächst die eigene Regierung heftig dafür, ihre Blauhelmmission ohne ausreichende Bewaffnung in den Südsudan geschickt zu haben, und dann für die Unfähigkeit, die „diplomatischen Verwicklungen“ vorausgesehen zu haben — damit habe man Abes Propaganda für eine Aufrüstung Japans in die Hände gespielt. Japans Regierung ist bitter enttäuscht, daß Korea offiziell jeden Dank für die Waffenlieferung verweigert, und hat, wie die linksoppositionelle Hankyore berichtet, mit Genugtuung eine Videoaufzeichnung veröffentlicht, in welcher der lokale japanische Kommandeur davon berichtet, wie ihn der lokale südkoreanische Kommandeur um die Waffenhilfe gebeten und sich später dafür bedankt habe. Diese Veröffentlichung erboste wiederum die südkoreanische Regierung: so etwas sei zwischen befreundeten Nationen nicht üblich. Freilich stellen auch die regierungskritischen Medien in Japan die berechtigte Frage, ob Japans Regierung diese Ereignisse nicht allzu gern als Vorwand aufgegriffen und möglichst hoch gehängt hat, um für ihre eigene Politik — eine neue Verankerung der japanischen Armee in der Verfassung mit der Möglichkeit, die Wehrpflicht einzuführen und kollektiven Verteidigungsbündnissen beizutreten — zu werben.
Der südkoreanische UN-Generalsekretär Ban Kimun verteidigte die Munitionslieferung auf kritische Nachfragen koreanischer Journalisten immerhin als „angemessen“. Also Friede auf Erden — auch zwischen Japan und Südkorea!