In Yokohama 横浜 haben „einige Abgeordnete des Stadtparlaments“, wie es in den Medien heißt, dagegen protestiert, daß die Mittelschüler der Stadt ein Geschichtsbuch erhielten, in dem die Wahrheit über das dem Großen Kantō-Erdbeben vom 1.9.1923 folgende Massaker an Koreanern und Chinesen dargestellt wurde: daß nämlich Militär- und Polizeieinheiten in die Ermordung Unschuldiger verwickelt waren. Der Erziehungsausschuß (kyōiku iinkai 教育委員会) der Stadt zog das betreffende Buch gehorsamst ein und ließ die Militär- und Polizeieinheiten aus dem Text streichen und das „Massaker“ (gyakusatsu 虐殺) in „Mord“ (satsugai 殺害) umwandeln — um den zarten Kinderseelen keine Grausamkeiten zuzumuten.
Eine Gruppe von engagierten Bürgern — darunter Geschichtsprofessoren — protestierten gegen diese Geschichtsfälschung beim Erziehungsausschuß. Dieser wies den Protest zurück; die beschönigenden Wortwahl seit mit Rücksicht auf „Geist und Körper“ der Mittelschüler erfolgt.
Aha. Niemand hat also etwas dagegen, daß japanische Kinder und Jugendliche über Filme, Manga und andere Medien mit den gräßlichsten Grausamkeiten konfrontiert werden. Aber wenn es um wirkliche Geschichte geht, muß man sie zart behandeln. Jedenfalls, wenn Japaner die Täter sind.
Mich interessieren zwei Dinge.
Erstens: wer sind diese reaktionären Abgeordneten, die in den Stadtparlamenten Japans plötzlich soviel Macht entfalten? Warum nennen die Medien sie nicht mit Namen?
Zweitens: Warum erdreisten sich Japans Politiker angesichts solcher Vorfälle, die Kritik des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Mun zurückzuweisen, der Japan gerade erst aufgefordert hat, endlich zu seiner Vergangenheit zu stehen? Er hat doch voll ins Schwarze getroffen.
Wer sich übrigens beim Erziehungsausschuß Yokohamas (Yokohama City Board of Education) über dessen Geschichtsfälschungspolitik beschweren will, kann dies über folgende Fax-Nummer tun:
+81-45(663)5547
Vielleicht hilft es ja etwas.