In einem Interview mit evangelisch.de äußert der ARD-Korrespondent in Tokyo, Philipp Abresch, am 11. März 2012:

Wenn man durch die Buchläden geht, dann sieht man ganz viele Bücher zum Tsunami und ganz wenig Literatur zu Fukushima.

Ich nehme einmal an, er meint „japanische Buchläden mit japanischen Büchern“ und nicht etwa den Tuttle Bookstore in Kanda mit seiner englischen Auslegware. Falls ja, ist Abresch seit dem Sommer 2011 nicht mehr in einer japanischen Buchhandlung gewesen. Ich war zuletzt im Februar und im März in einer Vielzahl davon. Tatsächlich liegen dort mehr als reichlich Bücher zu „Fukushima“ und zur japanischen Atomindustrie aus. Überall. Hardcover, Paperback, Taschenbuch, Comic — es ist alles da. Und sie verkaufen sich offenbar auch. Nicht zu übersehen. Nur für deutsche Journalisten, deren Weltbild sich nicht erschüttern läßt.
Aber Abresch sagt ja auch: „Wenn ich im Supermarkt bin, dann kaufe ich im Moment keine japanischen Lebensmittel.“ Alles klar. Dann kauft er nämlich bei einem jener für die angstschlotternde ausländische Kundschaft gedachten Importwaren-Märkte in Azabu oder Roppongi ein. Dort, wo er unter Garantie keinem japanischen Buch zu nahe kommt. Es könnte ja aus Fukushima stammen.
Nur nicht von der Wirklichkeit kontaminiert werden. Das scheint das Überlebensmotto der deutschen Journalisten zu sein.