Wer trotz der merkwürdigen Politik der aktuellen Regierung noch Hoffnung auf die Demokratische Partei Japans gesetzt hat (unter ihrem jetzigen Ministerpräsidenten Kan Naoto 菅直人 ist es immerhin ein Stückchen solider geworden als unter dessen merkwürdigem Vorgänger Hatoyama), sollte sie schleunigst fahren lassen: Gerade haben sich der abgehalfterte Hatoyama Yukio 鳩山由紀夫 und der nach wie vor skandalumwitterte Boß im Hintergrund, Ozawa Ichirō 小沢一郎, mit 160 Abgeordneten der Partei zu einem Sommerfest getroffen, um die Ablösung Kans als Parteichef vorzubereiten. Ozawa selbst (dem eine Anklage wegen verdächtiger Finanzgeschäfte droht) soll neuer Parteichef und damit neuer Ministerpräsident werden.
Was für eine Farce. Die Demokraten ahmen kurz nach der verlorenen Wahl zum Oberhaus genau die Muster innerparteilicher Flügelkämpfe und Machtspielchen nach, die das üble Markenzeichen der Liberaldemokraten waren — und sind genauso wenig in der Lage, sich von korrupten oder unfähigen Politikern zu trennen.
Traurig, wer dabei auf der Strecke bleibt: die Bürger, die in der Wirtschaftskrise dringend Orientierung bräuchten, wie es mit Japan weitergehen soll (und denen das Schicksal einer konkreten Partei dabei aus verständlichen Gründen herzlich egal ist), der außenpolitische Einfluß des Landes (wer kann ein Land ernst nehmen, dessen Ministerpräsident alle halbe Jahre wechselt?), die junge Generation — denn daß mit derartigen Intrigen kein ehrbarer junger Mensch dafür gewonnen werden kann, in die Politik zu gehen, versteht sich von selbst.
Der ehemalige Oppositionspolitiker und Kurzzeit-Ministerpräsident Hosokawa Morihiro 細川護煕 ist doch ein glänzendes Beispiel dafür, wie die immanente Machtgeilheit japanischer Politiker intelligente Menschen, die Politik gestalten und nicht nur Macht verwalten wollen, innerhalb kürzester Zeit demoralisieren und zum Ausstieg bewegen kann. Hosokawa hat sich heute aufs Töpfern verlegt. Man wünschte nur, Hatoyama, Ozawa und Konsorten hätten auch Hobbies — außer politischem Meuchelmord.