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Japan und China veröffentlichen gemeinsamen Bericht zu historischen Problemen

Der 2006 zur Verbesserung der chinesisch-japanischen Beziehungen von beiden Regierungen ins Leben gerufene Gemeinsame Forschungsausschuß für die Geschichte Japans und Chinas (Nitchū Rekishi Kyōdō Kenkyū Iinkai 日中歴史共同研究委員会) hat am 31.1. seinen Abschlußbericht vorgelegt, der auf der Homepage des japanischen Außenministeriums veröffentlicht wurde; es ist eine Sammlung von Aufsätzen auf japanisch (305 Seiten) und chinesisch (216 Seiten) (hinzu kommt ein 11 Seiten starkes Vorwort und Inhaltsverzeichnis. Führende Historiker beider Länder behandeln hier jeweils aus ihrer Sicht die chinesisch-japanische Geschichte seit dem Altertum. Meinungsunterschiede werden hierbei klar ausgesprochen. Dabei berufen sich die Historiker gleich am Anfang der Publikation auf die deutsch-amerikanische Politologin Hannah Arendt: zum richtigen Verständnis der gegenseitigen Geschichte sei es wichtig, die eigene Meinung und die der anderen zu respektieren.
Von den Medien am meisten beachtet wurde naturgemäß zunächst die jüngste Vergangenheit: die Interpretation des zweiten chinesisch-japanischen Krieges mit Nanjing-Massaker usw. Der japanische Beitrag hierzu stammt von Hatano Sumio 波多野澄雄 und enthält wenig Überraschendes. Die Zahl der Opfer setzten japanische Forscher zwischen 20.000 und 200.000 an, die Chinesen sprechen hier von 190.000 bis mehr als 300.000. Das war vorher schon bekannt.
Es wäre wohl zu viel von der Arbeitsgruppe erwartet gewesen, ein wirklich gemeinsames Verständnis der Geschichte zu entwickeln. Dafür war die Zeit zu knapp, und auch die politischen Vorgaben beider Seiten lassen sich nicht so einfach harmonisieren. Immerhin redet man miteinander und beschäftigt sich wenigstens mit den Argumenten der anderen. Das ist schon ein Luxus. Als am 31. NHK den Bericht vorstellte und dabei auch auf die japanische Auffassung des Tiänanmën-Zwischenfalls von 1989 zu sprechen kam, fiel der NHK-Empfang in China überraschend für etliche Sekunden aus. So weit soll die Völkerverständigung offensichtlich denn doch nicht gehen.