Ein von dem chinesischen Regisseur Li Ying 李纓 gedrehter Dokumentarfilm über den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokyo schafft es nicht in die japanischen Kinos: Auf dem Filmfestival in Hongkong gerade mit einem Ersten Preis ausgezeichnet, stößt „靖国 YASUKUNI“ in Japan auf den sattsam bekannten Widerstand „patriotischer“ Kreise. Eine Reihe von Kinos in Tokyo, die für den 12. April die Aufführung bereits fest zugesagt hatten, üben sich jetzt in „Selbstbeschränkung“ (jishuku 自粛), wie die vornehme Umschreibung für ein Nachgeben gegenüber Erpressung lautet. Dabei bemüht sich der mit japanischer und koreanischer Filmförderung finanzierte Streifen durchaus um eine unaufgeregte, ausgewogene Darstellung eines, wie die japanischen Medien melden, „delikaten“ Themas. Der LDP-Politiker und Kultusminister Tokai Kisaburo 渡海紀三朗 hat bereits Bedenken dagegen angemeldet, daß der Film mit der Förderung durch die Kulturabteilung seines eigenen Ministeriums wirbt — eingestandermaßen, ohne den Film selbst gesehen zu haben.
Eigentlich sollte man von Japans Politikern jetzt erwarten, daß sie die Meinungsfreiheit in der ältesten Demokratie Ostasiens mit mehr Rückgrat verteidigen. Und von den Medien in einem freien Land sollte man erwarten, daß sie alle Redakteure nebst Familienangehörigen jetzt erst recht in die Kinos schicken und die Aufführung des Films verlangen. Aber soweit wird es wohl nicht kommen. Denn das Wort „Zivilcourage“ ist in der japanischen Politik nach wie vor ein Fremdwort. Auf der Strecke bleibt wieder einmal ein Stück Meinungsfreiheit.