Im Jahre 1801 verfaßte Johann Gottlieb Fichte „Friedrich Nicolais Leben und sonderbare Meinungen. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des vergangenen und zur Pädagogik des ausgehenden Jahrhunderts“, eine Polemik gegen Friedrich Nicolai. Ihr Titel lehnt sich natürlich satirisch an Nicolais Roman „Leben und Meinungen des Herrn Magisters Sebaldus Nothanker“ an. Der Freimaurer Nicolai war ein Lieblingsgegner der damaligen Intellektuellen, aber mich interessiert an Fichtes Schmähschrift im Augenblick nur eine Stelle im 13. Kapitel, in der es heißt:

Es wurde auf seinen [Nicolais, R.Z.] Befehl unter freiem Himmel folgendes Denkmal errichtet. Man gab den hinterlassenen Handschriften die Form eines ruhenden Kolossen, dessen äussere Gestalt und Bildung dem Seligen so nahe kam, als möglich. Zur Unterlage diente ihm die allgemeine deutsche Bibliothek, zum Kopfkissen die alte und neue Berliner Monatsschrift, die Backenseiten waren durch die neuern Hefte der Jenaischen Literaturzeitung unterstützt. Der alte Freund hatte von allen Parteien einige zur Einweihung des Denkmals eingeladen, damit sie unter der Beschattung desselben sich brüderlich vereinigen möchten. Da standen, durch das gemeinschaftliche Leid endlich verträglich gemacht, und insgesammt Ein Herz und Eine Seele, Reinhard und Zöllner

(Johann Gottlieb Fichte’s sämmtliche Werke. 8. Bd. Berlin 1846, S. 92)

Ich weiß: Eine billige Pointe. Aber freut sich nicht jeder, wenn er seinen Vor- und seinen Nachnamen wie „Ein Herz und Eine Seele“ zusammenstehen sieht?
So suchen wir nach innerer Geschlossenheit und sind froh, wenn wir sie — und sei es im Schatten eines obskuren Denkmals und im Lichte eines Fichte-Texts — bestätigt finden.